Ein Allstar-Projekt aus dem Industrial- und Avantgarde-Bereich kommt eigentlich gar nicht so häufig vor, aber mit FM Einheit von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, En Esch von KMFDM und Mona Mur haben drei bekannte Namen zusammengefunden und ein überraschend verträgliches Album produziert.

Sicher, man muss auf Industrial im ursprünglichen Sinn stehen, um "Terre Haute" etwas abgewinnen zu können, das über die Feststellung hinausreicht, wie musikalisch Lärm eingesetzt werden kann. Nach dem sachten, längeren Intro "Sleep, Baby, Sleep" schälen sich mit etwas Hingabe von seiten des Hörers jedenfalls richtig stimmige Songs heraus, etwa das pluckernde "Reach For The Sun", in dem die verzerrte Stimme ein deutliches Erkennungsmerkmal des Trios vorwegnimmt ... und wer den "Salomon Song" von Brecht und Weill in RAMMSTEINs Nähe rückt, bekundet nur sein Unvermögen dahingehen, dass er nicht weiß, ob Huhn oder Ei zuerst da waren.

Das militaristische Narrative "Kiss The Ring" hat zwar ebenso seine Längen wie "Schick kaputt", doch die Steigerungen, die beide Stücke erfahren machen wenigstens eine Umdeutung in den Soundtrack-Bereich möglich. Zum Schluss verzeichnet das Projekt noch einen nicht weiter benannten Remix als schleichenden Anspieltipp mit Mur im Schlaglicht. Das düstere "Hacken" mit seinen dekonstruierten Zitaten aus deutschtümelnden Liederbüchern ("Im Frühtau zu Berge") bleibt neben dem andeutungsweise melodischen Fast-Titelstück der Höhepunkt von "Terre Haute".

FAZIT: Industrial, der nicht mit den Setzkasten-Sounds aus der Zeitgeist-Konserve oder gar durch Techno-Beats untermalten Metal-Gitarren gleichzusetzen ist, gibt es wie angesichts der Beteiligten zu erwarten auf "Terre Haute" zu hören, einem zu gleichen Teilen rein atmosphärisch zu verstehenden und griffigen Album ohne unangenehm elitäre Anmutung fürs auch mal laut werden wollende Bildungsbürgertum.